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Natur im Garten

Natur im Garten ist kein ganz einfaches Thema. Was eigentlich überhaupt Natur ist und in wie weit man den Menschen und seine Werke in den Begriff mit einbeziehen sollte ist nicht genau definiert. Die meisten nehmen eine Zweiteilung vor, indem sie das Haus als künstlich und menschengemacht sehen und den Garten als den Teil, wo die Natur zuhause sein soll. Tatsächlich nehmen viele Menschen, die keinen Garten haben oder wenigstens einen Balkon, auf dem man sich mit Pflanzenkübeln ein bisschen Natur schaffen kann, dieses Fehlen als einen Mangel wahr.

Natur kommt sprachlich vom lateinischen Verb „nascere“, welches „gebären“ heißt. Schon die alten Römer haben sich also als Kinder der Natur gesehen, die Natur als etwas, was sie geboren hat und so sehnen sich die meisten auch zurück zur Natur, wie zu einer schützenden Mutter, obwohl gleichzeitig sehr darauf geachtet wird, dass sie nicht zu nahe rückt. Spinnen, Mäuse oder Ameisen im Haus werden nicht akzeptiert, was auch gute Gründe hat, weil eine unkontrollierte Besiedelung von Häusern, seien es Steinhäuser, Blockhäuser oder Blockbohlenhäuser mit der Natur auch zwangsläufig mit deren Abbau endet.

Häuser müssen als künstliche Strukturen vor der Natur geschützt werden, in Gärten jedoch lässt sie sich kaum vermeiden. Selbst “moderne” Steingärten bestehen aus Bestandteilen der Natur, wenngleich Bereiche ohne jeglichen Pflanzenbewuchs bei uns im fruchtbaren Deutschland glücklicherweise unnatürlich sind.

Das Konzept der gezähmten und gestalteten Natur im Gartenbau

Die Haltung zur Natur ist dann auch unterschiedlich: Während die einen sie als grausam, unerbittlich, dreckig, chaotisch und destruktiv erleben und auch oft ihr Menschenbild auf dieser Grundlage definieren, nehmen die anderen die Harmonie wahr, die Schönheit, das sinnvolle, unendlich komplexe Zusammenwirken und die Natur tatsächlich als die Mutter aller belebten Wesen, die unter ihrem Dach harmonisch zusammenfinden und auch diese Sichtweise schließt oft auch das Menschenbild mit ein. Die Menschen, als Kinder der Natur, werden als freundliche, soziale, hilfsbereite und liebevolle Wesen erlebt.

Aus diesen Philosophien leiteten sich auch Gartengestaltungen ab: Man denke an die berühmten Gärten von Versailles, in denen alle Bäume und Sträucher beschnitten sind, kein Grashalm darf dort unkontrolliert zur Blüte kommen, alles Lebendige muss einem höheren, menschenbestimmten Zweck dienen.

Wer die Natur positiver sieht und so in ihrer ursprünglichen Form erleben möchte, in der sie auch das Leben geboren hat, der wird vermutlich auch mehr Natur im Garten zulassen oder sogar einen Naturgarten gestalten.

Naturschutz im Garten

Ein aktueller Aspekt ist, dass die Natur zur Zeit in Deutschland nachweislich in großen Schwierigkeiten steckt, die durch die totale Vereinnahmung der landwirtschaftlichen Flächen sowie durch den Einsatz von Ackergiften entstehen. Natur lässt sich nun mal nicht in Produktionsprozesse integrieren, sie “funktioniert” nicht, sondern sie heilt, wie auch eine Mutter sich eben niemals völlig durch die Marotten ihrer Kinder vereinnahmen und bestimmen ließe. Die Antwort, sie deswegen zu bekämpfen und auszurotten, hat sich schon als falsch erwiesen und die Gartenbesitzer, die das erkannt haben, ergreifen Maßnahmen, um sie, so gut es eben im eigenen Garten geht, zu schützen und ihr dort eine Heimat und Zuflucht zu geben.

Wie viel Natur lassen wir im Garten zu?

Wer einen Garten neu anlegt, der überlegt vielleicht, wie er einen Naturgarten gestalten kann, wer bereits einen Garten hat, der wird wohl täglich mit der Frage konfrontiert, wie viel Natur er in seinem Garten zulassen möchte. Denn man muss Natur nicht “anlegen”, die gute Nachricht an alle weniger kompetente Gärtner ist: Natur ist selber der perfekte Gärtner. Alles was man tun muss, ist, sie machen und gestalten zu lassen.

Ob man nun den Spitzwegerich im Rosenbeet stehen lässt, ob unter dem Apfelbaum auch Moos im Rasen wachsen darf, ob die Nachtkerze hinten am Zaun stehenbleiben darf, obwohl ihre Blüten tagsüber doch eher unscheinbar aussehen?

Bei diesen und ähnlichen alltäglichen Fragen entscheidet der Gärtner auch immer darüber mit, ob die Natur bei ihm im Garten ein bisschen verlorene Heimat wiederfinden darf.

Wie informiert sind die Nachbarn?

Leider kommt man oft buchstäblich an Grenzen, zum Beispiel, wenn der Nachbar, der seinen Garten eher streng gestaltet hat, sich beschwert, dass die Brennesseln in der Ecke hinter den Obstbäumen durch den Zaun in seinen Garten hinein wachsen. Solche Frage führen oft zu Streitigkeiten und deswegen ist die Information so wichtig.

Sicher kann man keinen mit nur einem Gespräch überzeugen, aber steter Tropfen höhlt den Stein und man kann vielleicht schon mal bei einem freundlichen Plausch über den Gartenzaun die Brennnessel als hervorragendes, pflegeleichtes und sehr eisenreiches Gemüse erwähnen, ihre Verdienste als Brutstätte für die blattlausvertilgenden Marienkäfer loben und wie ihre abgestorbenen Stängel im Frühjahr manchen gefährdeten Wildbienenarten als Brutstätte dienen, die dann durch ihre Bestäubungstätigkeiten die Obsternte verbessern, bevor die Brennesseln überhaupt als Störung wahrgenommen werden. Proaktive Information in freundschaftlicher Atmosphäre ist auf jeden Fall besser als Verteidigung, wenn der Streit schon da ist. Ein paar Äpfel, vielleicht auch mal ein paar Möhren oder Blümchen als nachbarliches Geschenk über den Zaun herübergereicht, helfen immer, eine gemeinsame Basis zu stärken.

Im Vorgarten hilft ein Schild etwa mit der Aufschrift: “Biotop für gefährdete Insekten- und Bienenarten” oder etwas ähnliches, was gleich die Wahrnehmung von “verwildert” zu “Naturschutz” verändert.

Einen Naturgarten gestalten

Die Natur einfach wachsen und selbst gestalten lassen und einen Sinn für die Schönheit ihrer gartenbaulichen Kunstwerke zu entwickeln, ist das eine. In vielen Fällen wird sich ja eine Gestaltung nach einem bestimmten Zweck nicht vermeiden lassen: So möchte man vielleicht einen Rasen zum Spielen für die Kinder, einen Gemüsegarten, Hecken als Sichtschutz oder ähnliches.

Ein wichtiger Teil dieser Gestaltung ist, neben dem Verzicht auf Gifte aller Art, die Verwendung einheimischer Arten. Offene Blüten geben den blütenbesuchenden Insekten Nahrung, in Hecken mit einheimischen Sträuchern nisten die Vögel, ein Totholzhaufen, Steinhaufen oder Feuchtgebiet bietet vielen Insekten aber auch Kleinsäugern, Amphibien und Reptilien eine Heimat.

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